In der Baumschule
Atelierprojekt mit Wohngebäude und kleinem Büroteil im Aussenbereich
Projektdaten
Grundstück: | k.A. |
Wohnfläche nach DIN: | 212 qm |
Grundfläche EG u. DG: | 250 qm |
Pfettendachstuhl: | 21° |
Umbauter Raum: | 1.143 cbm |
Unser Bauherr, Inhaber und Leiter einer renommierten Baumschule in Süddeutschland, ist uns seit einigen Jahren als Partner bei der Planung und beim Bau unserer Gartenanlagen geschäftlich und persönlich freundschaftlich verbunden. Bei einem unserer Kontakte zeigte er uns die Pläne seines am Rand der Baumschule geplanten Wohnhauses und berichtete von seinen Problemen bei der Genehmigung des Projektes. Ursache dafür war die Lage des Grundstücks im Außenbereich.
Sein vorhandener Entwurf war sehr stark ‘architektur-ideologisch‘ geprägt und nahm kaum Rücksicht auf die Bedingungen des Grundstücks und dessen landschaftliches Umfeld. Wir waren also der Meinung, dass man dies besser machen könne, und boten, unserer Sache sicher, dem Bauherrn an, einen gänzlich neuen Entwurf einschließlich eines verbindliches Kostenangebotes für den Bau des Hauses zu entwickeln. Gefordert waren ein Wohnhaus mit einem kleinen angeschlossenen Büro zugunsten der Belange der Baumschule, ein Garagen- und Werkstattgebäude sowie ein kleiner Gartenpavillon. Die verschiedenen Funktionsbereiche sollten dabei in der Gestalt des Gebäudes ablesbar sein. Weitere Bedingungen des Entwurfs waren die Integration der Baukörper in die bestehende, leicht fallende Topographie und der bestmögliche Erhalt der vorhandenen Bäume und Großsträucher.
In unserem Entwurf wurde Wohn- und Büroteil in der Form verschränkter Baukörper mit Satteldächern geplant. Die Geschosse der beiden Gebäudeteile wurden dabei halbgeschossig zueinander versetzt. In Verbindung mit dem Garagen- und Werkstattgebäude entstand so eine Gebäudegruppe mit einem länglichen Eingangshof. Gleichzeitig entwickeln sich um diese „Gebäudegruppe“ in drei Ebenen weitere architektonisch geformte Außenbereiche. Der vorhandene Baumbestand wurde nahezu vollständig erhalten und bildet heute eine stimmige Einheit mit den Gebäuden.
Bei der ersten Vorlage unseres Entwurfs bei Gemeinde und Landratsamt erhielten wir freundliche Signale bzgl. der Genehmigungsfähigkeit. Der danach eingereichte Bauantrag wurde zügig ohne Auflagen genehmigt.
Zu berichten bleibt noch von einem ganz besondern Ereignis. Da unser Bauherr seit langer Zeit privat wie auch geschäftlich eine starke Beziehung zur japanischen Gartenkultur hatte, lud er uns nach Fertigstellung des Hauses als seine Architekten zu einem zweitägigen Gartenseminar in die Baumschule ein. Das Seminar, geleitet von einem japanischen Gartenmeister, bestand aus einem Tag Theorie und einem Tag Praxis. An diesem praktischen Tag wurde also handwerkliche Gartenarbeit, sozusagen auf Knien, geleistet. Unser Meister hatte dazu aus dem Umfeld unserer Baustelle Steinmaterialien (Hartsteinbruch, Reste von Steinmetzbrocken, Findlinge, Ziegelreste etc.) sammeln lassen und diese neben dem Grundstück ungeordnet angehäuft. Die Aufgabe für Meister und Schüler, darunter eine Kunstprofessorin und der Vorstand eines großen Münchner Unternehmens, war es, mit einer Auswahl dieser Steine Gartenwege oder sinnfällige Steinformationen zu gestalten. Da das ganze bei strömendem Regen stattfand, hatten wir doch erhebliche Zweifel an einem Erfolg dieser Anstrengungen.
Und dennoch, die Bilder der folgenden Seiten zeigen eindrucksvoll, wie aus diesem zufällig gefundenen, chaotisch angehäuften Material doch sinnvoll gestaltete Wege und Steingruppierungen entstanden sind. Wir aber freuen uns mit unserem Bauherrn, eine kleine Lehre in japanischer Gartenkunst erhalten zu haben.